by Hartmut Lange
Kopiert von Süddeutsche Zeitung | Besprechung am 01.09.2007 von REINHARD J. BREMBECK
Wer Unmögliches versucht, tut gut daran, dies möglichst unauffällig zu tun. So zumindest geht der 1937 in Berlin geborene Erzähler Hartmut Lange in seiner Novelle „Das Konzert” von 1988 vor. Mit schlichten Sätzen, ohne jeden outrierten Kunstanspruch erschafft er ein Berlin, das zwar ganz der Erscheinungszeit des Buches angehört, aber so nie existiert hat. Denn Lange lässt hier die Geister von Juden auftreten, fast allesamt ermordet von den Nationalsozialisten.
Da ist Frau Altenschul, „die elegante, zierliche, den Dingen des schönen Scheins zugetane Jüdin”, die im Geisterreich, das sich wie selbstverständlich über das Berlin der Lebenden und Nachgeborenen legt, versucht, jenes Leben fortzusetzen, das durch ihre Ermordung unmöglich wurde: „Besser es gibt unter den Toten ein blühendes Berlin als gar kein Berlin.”
Dieser nur auf den ersten Seiten skurrile Gedanke hat gewaltige Folgen. Denn den genialen Pianisten Lewanski, achtundzwanzigjährig in Litzmannstadt, „dem eigentlichen Lodz”, ermordet, wollen nicht nur die Geister der Juden hören. Sondern auch jene Gespenster, die – wo auch sonst? – in der unterirdischen Ruine des Führerbunkers ihr Unwesen treiben. Und so nimmt der Leser mit immer größeren Entsetzen und mit steigender Beklemmung wahr, dass die nur knapp 140-seitige Novelle auf eine Versöhnung zwischen den ermordeten Juden und ihren Mördern zutreibt. …
Facts:
English title: n/a
Original title: Das Konzert
Published: 1988